Auf der Pressekonferenz der Kultusministerkonferenz am 13.10.2023 wurde verkündet, dass jeder dritte Neuntklässler die Mindeststandards im Lese- und Hörverständnis im Fach Deutsch verfehle. Dafür sieht es im Fach Englisch vielversprechender aus als je zuvor. Woran das liegt und wie man zu solchen Ergebnissen überhaupt kommt, erfährst du in diesem Artikel.
IQB-Bildungstrend 2022
Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen führt regelmäßig am Ende der neunten Klasse Tests in den Fächern Deutsch, Englisch und Französisch durch. Dieser Test ist verpflichtend an öffentlichen Schulen in Deutschland und hat eine Teilnehmerquote von 90%. 2022 erreichten 33% den Mindeststandard im Bereich Lesen im Fach Deutsch nicht, während im Englischen nur 24% im Bereich Leseverstehen und 14% im Bereich Hörverstehen den Test nicht bestanden. Zudem ist der Anteil der Jugendlichen die über ein eher geringes Interesse am Fach Deutsch verfügen insgesamt sehr hoch.
Woran das Ergebnis liegt
Die Hauptursachen dafür sind auf zwei Faktoren zurückführen: die Corona-Pandemie und der erhöhte Anteil an Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Interessanterweise ist zu bemerken, dass Jugendliche mit geringem sozioökonomischem Hintergrund im Durchschnitt schlechter abschnitten. Auch kulturelles Kapital, ein Faktor, bei dem unter Anderem die Anzahl der Bücher im Haushalt als Indikator gilt, hängt eng mit den Testergebnissen zusammen. Schüler und Schülerinnen, die in Haushalten aufwachsen, in denen viele Bücher vorhanden sind, erreichen demnach in allen Bereichen im Durchschnitt bessere Ergebnisse. Die Pandemie führte darüber hinaus zu Lernrückständen, was fast 30% der Deutsch- und Englischlehrkräfte berichteten.
Im Jahr 2022 hatten insgesamt 38% der Neuntklässler und Neuntklässlerinnen in Deutschland einen Zuwanderungshintergrund. Jugendliche mit Migrationshintergrund wiesen sowohl im Fach Deutsch als auch im Fach Englisch deutliche Kompetenznachteile in allen untersuchten Bereichen auf. Dies ist teilweise auf familiäre Hintergrundmerkmale wie den sozioökonomischen Status oder das bereits erwähnte kulturelle Kapital sowie die seltene Verwendung von Deutsch im Familienalltag zurückzuführen. Dazu kommen die teils ungünstigen Lernbedingungen bei Jugendlichen während der Pandemie.
Ein weiterer Grund für die schlechteren Ergebnisse beim IQB-Bildungstrend im Fach Deutsch ist, dass 44% der befragten Schülerinnen und Schüler laut eigener Auskunft ein eher geringes Interesse an diesem Fach haben. Im Fach Englisch sieht es mit 22% etwas besser aus, was sich auch in den Leistungen der Teilnehmer widerspiegelt. Ein Grund für die deutlich verbesserten Leistungen im Fach Englisch ist der vermehrte Konsum englischsprachiger Medien, wie beispielsweise Filme auf den Plattformen großer Streaming-Anbieter und Videos in sozialen Medien. Vor allem wegen der Pandemie verbrachten Jugendliche mehr Zeit an ihren Handys und mit der Zeit schlug ihnen der Algorithmus mehr und mehr Englischen Content vor. Mit einem Gaming-Video von einem Creator aus den USA fing es vielleicht an und schon bald verstand man immer besser Englisch.
Fazit
Obwohl die verbesserten Leistungen von Jugendlichen im Fach Englisch durchaus erfreulich sind, darf man die teils unterdurchschnittlichen Leistungen im Fach Deutsch trotzdem nicht auf die leichte Schulter nehmen. Um die Leistungen von Jugendlichen zu verbessern, ist nicht nur ein ansprechend und zeitgemäß gestalteter Unterricht hilfreich, sondern auch der Aufruf an Jugendliche, mehr journalistische oder literarische Texte zu lesen. Denn egal, ob es sich um Romane, Science-Fiction, Fantasy oder wissenschaftliche Literatur handelt – Lesen kann den eigenen Sprachgebrauch verbessern und die Leistungen im Fach Deutsch deutlich steigern. Und dazu macht es auch noch jede Menge Spaß!
Jola Falk, VHG News | 11.03.2024