– Interview mit Herrn Redwitz –

Jede Lehrkraft, jeder Schülerin, jeder Schüler prägt das VHG auf unterschiedlichste Art und Weise, ob mit neuen Ideen oder großem Engagement. In dieser Interviewserie der VHG-News sprechen wir mit Personen, die unsere Schule beeinflussen und zu dem machen, was sie ist.

Den Anfang macht dabei eine wohl allen bekannte Person: Herr Redwitz, Lehrer für Deutsch und Religion sowie Beratungslehrer.

Wie geht es Ihnen momentan?

Einerseits freue ich mich auf das Dasein, nicht mehr in der Schule gehen zu müssen, andererseits bin ich traurig und werde die Schülerinnen und Schüler vermissen.

Wie lange waren Sie denn am VHG?

Ungefähr 17 Jahre.

Geben Sie uns doch bitte einen kurzen Rückblick auf Ihre Karriere.

Ich komme aus einem Dorf in der Nähe von Ebern, in Franken. Dort habe ich auch mein Abitur gemacht. Studiert habe ich in Erlangen und Wien. Danach war ich ab 1985 im Referendariat in Kulmbach und Lindenberg. Bevor ich 2005 an das VHG kam, verbrachte ich einige Jahre in Laufen an der Salzach, in München und in Lindenberg am Gymnasium. Und jetzt im Jahr 2022, höre ich im zarten Alter von fast 64 Jahren das Arbeiten auf.

Kommen wir gleich auf das Lehrerdasein zu sprechen: war es für Sie immer klar, Lehrer zu werden, oder gab es eine zweite Wahl?

Ich hatte eigentlich keine zweite Wahl, weil ich schon als Schüler Lehrer werden wollte. Das hat vielleicht auch den Grund, dass ich gleich nach der Geburt vom Krankenhaus mehr oder weniger in eine Schule gezogen bin. Ich war mein ganzes Leben lang so quasi in der Schule. Mein Vater war nämlich Lehrer an einer sogenannten

„Zwergschule“, Klassen 1-8, alle in einem Klassenzimmer, die Lehrerwohnung meiner Eltern darüber. Dort habe ich die ersten 10 Jahre meines Lebens verbracht. Und statt in den Kindergarten, bin ich gelegentlich die Treppe hinunter ins Schulzimmer gegangen, wo mein Vater unterrichtete, und habe mit gelernt. Aber ich bin gerne in die Schule gegangen.

War ihr Vater also ein Vorbild, von dem Sie viel übernommen haben?

Das kannst du mit heute nicht mehr vergleichen. Aber was ich übernommen habe: sei immer „ Pro Schüler“. Er war für die Schüler da und das war positiv. Ein weiterer Ratschlag meines Vaters: „Gib im Zweifelsfall immer die bessere Note.“ Also statt der 5+ die 4- und das finde ich sehr sinnvoll. Ja, das glaube ich, weil es motiviert – es gibt Perspektive.

Wie fanden Sie ihre Schulzeit?

Eigentlich sehr entspannt, besonders die Kollegstufe. Gelegentlich ein böser Lehrer, oder besser gesagt eine nicht optimale Lehrkraft.

Die wichtigsten Eigenschaften einer Lehrkraft:

Er sollte Verständnis für Kinder haben. Kinder haben ganz viele Phasen und sie müssen in ihren Phasen akzeptiert und verstanden werden. Wenn ich jetzt sage: „Man muss Kinder mögen“, dann klingt das ein bisschen komisch, aber man muss Kinder einfach mögen. Natürlich auch Geduld und eine gewisse Strenge haben, aber die muss liebevoll sein und das merken die Schüler. Man kann mal böse und ironisch sein, aber die Schülerin muss wissen, sie wird als Mensch akzeptiert.

Was sind Ihre persönlichen Stärken und Schwächen?

Stärken vielleicht manchmal Geduld, zu viel Geduld. Und wenn ich einmal richtig böse bin, dann wird es vielleicht laut. Das ist eine Schwäche. Aber das geht dann auch wieder vorbei. Und ich hoffe, dass ich einigermaßen gut erklären kann, und dass man sich und sein Fach nicht zu wichtig nimmt ist eine Stärke.

Was war Ihre peinlichste Erinnerung als Lehrkraft?

Wenn man mal am Elternsprechtag den Schüler verwechselt und von einem anderen erzählt, nach entsetzten Blicken das aufklären muss, gab mal drei Philipps in einer Klasse.

Was nervt Sie an Schüler:innen denn am meisten?

Das ist eine schwierige Frage. Wenn sie sich selbstverschuldet versenken und sich nicht helfen lassen.

Ihre schönste Erinnerung am VHG?

Die Klassenfahrten nach Berlin und eigentlich das Unterrichten in der Oberstufe. Stufe 11 und 12, früher 13, das wahr immer sehr entspannt. Auch die Zusammenarbeit mit den Lehrkräften habe ich wertgeschätzt.

Sie waren zusätzlich Beratungslehrer. Was waren hier Ihre Erfahrungen?

Wenn die Schüler nach einiger Zeit gesagt haben: ,,Das war wichtig und ein gutes Gespräch“, oder, wenn sie sich nach dem Abitur in einem Brief bedankt haben, war das schön und hat mich glücklich gemacht. Diese Aufgaben werde ich auch vermissen.

Haben Sie für Ihre Zukunft auch an ein Ehrenamt gedacht, um diese Arbeit fortzusetzen?

Ja, denn man weiß ja auch sehr viel, und zu sagen ,,Das klopfe ich in die Tonne“, will ich nicht. Ich will das, was ich weiß, auch weiterhin Eltern und Kindern zur Verfügung stellen.

Da ihr noch um ein Schlusswort gebeten habt, naja, es werden mehr, typisch Lehrer…

Mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu arbeiten ist herrlich – zu 99,6%. Man wird gefordert, aber bleibt trotz Falten und grauer Haare innen jung. Zudem konnte ich mich mitfreuen, wenn man das „Reinwachsen“ in eine eigene, ausgeprägte Persönlichkeiten beobachten konnte. Viele Schüler:innen hatte ich neun Jahre, das ist selten. Wichtig war mir, dass man niemanden formt nach seinen Vorstellungen, sondern dass ein wacher, selbständiger, gebildeter, kritischer Mensch heranwächst, der seinen Weg geht – und dann so die Schule verlässt. Dafür euch allen alles Gute – und geht respektvoll und liebevoll miteinander um.

Emily Maier und Viktoria Uellendahl | VHG-News, 07.03.2022