Die Schülerzeitung des Valentin-Heider-Gymnasiums

Umfrageergebnisse

Auf das Geschlecht reduziert

– Ergebnisse einer Umfrage zum Thema Geschlechtergerechtigkeit am VHG –

Die Antworten hätten verschiedener nicht sein können: die einen waren dankbar, dass endlich über Ungerechtigkeiten und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts gesprochen wird, die anderen beschwerten sich über einen „LGBTQ-Wahn“ und verstiegen sich in beleidigenden Äußerungen gegenüber diesen Personen. Ein Grund dafür könnte sein, dass es im Vorfeld leider keine Möglichkeit gab, gemeinsam über die in der Umfrage angesprochenen Themen zu diskutieren oder sich unter einander auszutauschen. Der Weg über die Klassengruppen und das selbstständige Beantworten waren die einzige Möglichkeit, die den Verantwortlichen blieb, ohne gegen Datenschutz und schulische Auflagen zu verstoßen.

Die Umfrage war Teil eines Projekts der Ethikklasse in der Jahrgangsstufe 10 bei Frau Klier, bei dem es um Geschlechtergerechtigkeit geht. Die Gruppe hat sich zur Aufgabe gemacht, Schüler:innen am VHG über Diskriminierung, Sexismus und systemische Strukturen der Unterdrückung zu informieren und arbeitete dabei mit Jona Gold, einer Drag Queen aus der Region zusammen. Jona (17), ist es ein Anliegen, Ungerechtigkeiten aufzudecken und mit oftmals provokant wirkenden Auftritten manche Normen der Gesellschaft zu brechen. Normen wie z.B. Makeup als Frauensache, binäre Kleidung, oder die Einteilung in ausschließlich männliches und weibliches Geschlecht. Mit dieser satirischen Art über Missstände aufzuklären, wird die Absurdität einiger dieser gesellschaftlicher Normen noch deutlicher. Alles, was nicht dem gewohnten Erscheinungsbild entspricht, wird von manchen als fremd wahrgenommen, wird teils sogar unterdrückt oder ausgegrenzt.

So erlebte Jona es selbst jedenfalls, als sie sich als queer und nicht cis männlich outete.

In der Umfrage wurde die Frage, ob sich eine Person aufgrund des eigenen Geschlechts anders behandelt fühlt, in Unter- und Mittelstufe häufiger verneint. Doch oft ist Unterdrückung nicht auf den ersten Blick sichtbar. Wir nehmen Umstände einfach hin, zum Teil, weil sie uns von klein auf beigebracht wurden, reden sie als unveränderliche Tatsache klein anstatt Kritik zu äußern. So gilt im Berufsleben ein Unternehmer mit Kindern häufig als „Familienmensch“, doch bei einer Frau fragt sich mancher, wer denn nun auf die Kinder aufpasst. Dieses Denken beeinträchtigt den eh schon erschwerten Aufstieg von Frauen im Arbeitsleben und somit die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen.

Natürlich gibt es auch erfolgreiche und einflussreiche Frauen. Doch hier müssen wir uns fragen, was es heißt, in einer in vielfacher Hinsicht von und für Männer geschaffenen Welt erfolgreich zu sein. Was ist beispielsweise gerechtfertigt daran, dass Frauen im Durchschnitt 7 Prozent weniger für die gleiche Arbeit wie Männer erhalten? Worin liegt der Grund, dass fast nur weibliche Personen Opfer sexualisierter Gewalt sind und die Zahl an Femiziden (Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts) noch weiter steigt (Alle 72 Stunden ein Femizid in Deutschland). Das Thema ist noch immer nicht ausreichend öffentlich bekannt, weshalb weiterhin viel Aufklärungsarbeit geleistet werden muss.

In einem im Rahmen des oben genannten Projekts produzierten Podcast wird kurz und präzise auf wichtige Fakten zum Thema Geschlechtergerechtigkeit sowie auf die Ergebnisse der Umfrage eingegangen.

Emily Maier | VHG-News, 28.03.2022 | Foto: @scal.rise